Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Professor Leugering, herzlichen Dank für die einführenden freundlichen Worte. Ich freue mich
sehr, dass Sie so zahlreich erschienen sind und dass das Thema so viel Beachtung findet.
Mein Vita hat ja schon die Einleitung ermöglicht, dass ich mich mit dem Thema Migration beschäftigt
habe als ein Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Tätigkeit und einen zweiten Schwerpunkt möchte
ich benennen, das ist der Schwerpunkt Traumafolgestörungen, das heißt die
posttraumatische Belastungsstörung, das ist ein Schwerpunkt, den wir hier auch in unserer
Tagesklinik etabliert haben. Wir haben dort acht Behandlungsplätze, die für dieses Störungsbild
reserviert sind. Ich werde aber nicht nur über die Flüchtlinge sprechen, sondern ich werde über
Migranten insgesamt sprechen und heute möchte ich den Vortrag darauf fokussieren mit ihnen über
die Integration nachzudenken. In diesem Zusammenhang werde ich einen kleinen Exkurs geben über die
Flüchtlinge und die Probleme der Flüchtlinge, weil dieses Jahr auch sehr viel Interesse auf
sich zieht. Ich habe mir viel vorgenommen, das ist ein Fehler von mir und ich hoffe, Sie werden mir
nachsehen. Ich versuche dann mich auch an meine Strukturen zu halten und nicht zu überziehen.
Sie sehen, es geht los mit der psychischen Gesundheit von Migranten, also was wissen wir
im Allgemeinen, was ergeben uns die Studien der Stand der Wissenschaft, wie ist der Zusammenhang
zwischen Migration und psychischer Gesundheit. Dann werde ich eine Definition geben von kultureller
Anpassung und Adaptation. Das ist ja das, was wir als Psychotherapeuten unter Integration verstehen.
Uns interessiert ja vielmehr die psychosoziale, psychokulturelle Integration, die psychokulturelle
Adaptation und ich werde dann über Risikofaktoren und über protektive Faktoren der Integration
sprechen. Fangen wir an mit dem Phänomen Migration. Dazu ist zuerst einmal festzuhalten, dass wir
weltweit eine Zunahme von Migranten haben. Die Anzahl von Migranten haben sich in den
letzten 35 Jahren verdoppelt. Wo ist hier die Position von Deutschland? Deutschland ist unter
den Staaten mit der höchsten Einwanderungsquote schon an dritter Stelle nach den USA und der
russischen Föderation. Und Europa ist weltweit die Region mit der höchsten Anzahl von Migranten
geworden. Jeder dritte Migrant weltweit lebt inzwischen in Europa. Das heißt, das macht ihnen diese
Zahlen schon deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dieser Gruppe von Menschen zu befassen.
Wer ist nun ein Migrant? Diese Definition ist ganz wichtig und wir haben in Deutschland seit 2006
eine Definition, die von einer Epidemiologin festgelegt wurde von Frau Schenk und im Mikrotensur
2005 wurde diese Definition zum ersten Mal eingeführt. Diese Definition besagt, dass Personen
mit Migrationshintergrund diejenigen sind, die nach 1949 entweder persönlich nach Deutschland
zugewandert sind oder als Ausländer in Deutschland geboren worden sind. Punkt eins, also zugewandert
oder hier als Ausländer geboren. Zweitens, bei den Personen, die in Deutschland als Deutsche geboren
sind, muss zumindest ein Elternteil zugewandert oder als Ausländer in Deutschland geboren sein.
Das heißt, es ist eine Definition, die zwei Generationen umfasst. Nicht nur diejenigen,
die selber gewandert sind, sondern diejenigen, die Kinder sind von zugewanderten. Das ist vor
allen Dingen im psychosozialen Zusammenhang ganz wichtig. Zum Beispiel die Kinder- und
Jugendpsychiater sagen, auch das reicht nicht aus, wir müssten eigentlich drei Generationen erfassen,
wenn wir die Auswirkungen der Migration noch wirklich umfangreich feststellen möchten. Also
sie sagen, wir haben auch bei Kindern, die zum Beispiel in den Kindergarten kommen und deren
Großeltern eingereist sind, haben wir noch wichtige Effekte der Migration, die wir beobachten. Heute
werde ich über die Migranten sprechen, die große Gruppe. Die Gruppe von Personen mit dem
Migrationshintergrund, nach der Definition, die ich benannt habe, macht inzwischen 20 Prozent
der deutschen Bevölkerung aus. Das ist eine Gruppe, die wir nicht vernachlässigen können und dürfen.
Die Zahl der Flüchtlinge hat ja immer mehr abgenommen bis zu den letzten Jahren, bis zu
dieser großen Welle von Flüchtlingen. Und wen wir als Flüchtling bezeichnen, das glaube ich,
brauche ich Ihnen nicht noch einmal zu definieren, aber wir haben nach dem Asylverfahrensgesetz eine
Definition von Personen, die als Flüchtlinge zu betrachten sind und das sind Personen, die auf
grund von begründeten Verfolgungsgefährdungen wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität,
politischen Überzeugung und so weiter, die Flucht suchen, nicht in dem Land, in dem sie geboren sind,
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:47:08 Min
Aufnahmedatum
2016-05-23
Hochgeladen am
2016-06-29 10:41:52
Sprache
de-DE
Mehr als eine Million Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen – die soziokulturelle Integration stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Prof. Dr. Yesim Erim stellt Theorien zur Wanderungsmotivation sowie zur psychischen und kulturellen Anpassung von Migranten vor. Darüber hinaus geht sie der Frage nach, wie Migration und psychische Gesundheit zusammenhängen. Welche Belastungsfaktoren sind bekannt? Was ist an psychischen Folgestörungen zu erwarten? Wie wirken sich die kulturelle Anpassung, der Aufenthaltsstatus und die Integration ins Arbeitsleben auf die psychische Stabilität aus? Daneben beleuchtet die Expertin das Thema auch aus gesellschaftlicher Sicht: Gibt es ausreichend Angebote, um Geflüchtete angemessen psychotherapeutisch zu behandeln? Was können Ehrenamtliche tun und wie erklärt die Sozialpsychologie ihre Hilfsbereitschaft?